Gute Perspektiven für den Bahnmarkt
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) werden heute 10% des weltweiten Personen- und 7% des Güterverkehrs auf der Schiene abgewickelt. „Der Bahnmarkt im weiteren Sinne profitiert von strukturellen Wachstumstreibern wie Demografie, Urbanisierung, Welthandel oder auch proaktiven staatlichen Maßnahmen“, schreibt Nicolas Jacob, Portfoliomanager des ODDO BHF Green Planet, in einem aktuellen Kommentar. Er sei auch ein zentraler Hebel für die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität.
Anreize durch Urbanisierung und Demographie
Die demografische Entwicklung sei sowohl zahlenmäßig als auch durch die Altersstruktur der wichtigste Wachstumsmotor für den Personenverkehr. „Die Bahn ist bezogen auf die Personenkilometer das effizienteste Verkehrsmittel und ermöglicht in der Regel auch mobilitätseingeschränkten Personen eine problemlose Fortbewegung“, ergänzt der Portfoliomanager von ODDO BHF AM. Auch Urbanisierung und Geografie spielen eine wichtige Rolle. Bei Strecken über 1000 Kilometer verliert die Bahn an Attraktivität, besonders im Vergleich zum Flugzeug.
Transeuropäisches Verkehrsnetz
Die Raumordnungspolitik beschleunigt ebenfalls die Entwicklung des Schienenverkehrs. Europa etwa hat im Rahmen seiner Pläne für ein transeuropäisches Verkehrsnetz und ein europäisches Eisenbahnverkehrsleitsystem entsprechende Ziele für 2030 gesteckt. „Wichtigster Treiber für den Schienengüterverkehr ist der Welthandel“, fügt Jacob hinzu. Obwohl sein Anteil an den Verkehrsträgern bis 2050 mit 5-7 % stabil bleiben dürfte, werde sich das Volumen der Güterkilometer bis 2050 verdoppeln. In großen stark industriell ausgerichteten Ländern ist der Einsatz von Zügen besonders effizient, da sie große Gütermengen nahe an Produktionsstätten, Handelshäfen und Logistikzentren bringen.
Hohe Investitionen nötig
Laut IEA erfordert die steigende Nachfrage nach Schienenverkehr bis 2050 einen Ausbau des weltweiten Schienennetzes um ca. 430.000 Gleiskilometer. Dies basiert auf einem Basisszenario, das die angekündigten Förderziele und -maßnahmen in den wichtigsten Regionen berücksichtigt. Neben der Infrastruktur muss der Sektor auch in viele andere Bereiche investieren. „Der jährliche Gesamtinvestitionsbedarf liegt bei durchschnittlich 475 Mrd. US-Dollar, davon entfallen 315 Mrd. US-Dollar auf die Infrastruktur, etwa den Bau von Netzen oder die Elektrifizierung neuer und bestehender konventioneller Eisenbahnnetze“, so Jacob.
Spezialisierte Unternehmen haben Potential
Der Verkehrssektor verursacht ca. 23% der weltweiten CO2-Emissionen aus verbrauchter Energie. Davon entfallen 80% auf den Straßenverkehr. „Die Bahn hingegen trägt nur 3% bei und ist damit das motorisierte Verkehrsmittel mit der geringsten Emissionsintensität“, bemerkt der Portfoliomanager von ODDO BHF AM. Der US-Konzern Wabtec*, einer der weltweit führenden Anbieter von Schienenfahrzeugen und Signaltechnik, erzielt 50 % seines Umsatzes im Güterverkehr, davon 53 % in den USA und 18 % im asiatisch-pazifischen Raum mit den dynamischsten Güterverkehrsmärkten. Hitachi*, ein japanischer Konzern, bietet Lösungen für Energiemanagement, Automatisierung und nachhaltige Mobilität an und generiert etwa 15% seines Umsatzes auf dem Schienenmarkt.