Elektromobilität: quo vadis? Warum der große Boom in der Elektromobilität bevorsteht
Man übersieht aber die derzeitigen Trends, die sich zunehmend verstärken und zu einem Boom der Elektromobilität führen. Die Trends sind eindeutig und werden in wenigen Jahren dazu führen, dass die Neuzulassungen von reinen E-Autos („BEV“) deutlich über 50% liegen. Im letzten Jahr lag der Anteil von reinen E-Autos bei rund 20% - bezogen auf Neuzulassungen im PKW-Bereich in Österreich. Was sind nun die Trends bzw. die wesentlichen Treiber, die den Boom der Elektromobilität auslösen?
Strom ist günstig
Auch wenn der Schock der Ukraine- und Erdgaskrise noch in unseren Köpfen ist. So hohe Strompreise waren und sind kein dauerhafter Zustand. Wer in Österreich zum günstigsten Anbieter von Ökostrom wechselt, der kann in Österreich viel Geld sparen. Für den Strombedarf zuhause aber auch für das Elektro-Auto. Bei einem Strompreis inkl. Netzentgelte und Abgaben von 25 Cent/kWh fallen für ein Elektro-Auto rund 3 bis 5 Euro je 100 km an „Spritkosten“ an, wenn der Verbrauch bei 12 bis 20 kWh je 100 km liegt. Bei öffentlichen Ladestationen können die Kosten höher ausfallen. In den meisten Fällen ist dies aber immer noch deutlich günstiger als bei einem PKW mit Verbrennungsmotor. Unschlagbar günstig ist hingegen die Kombination aus Elektro-Auto und eigener Photovoltaik-Anlage. Der Solarstrom vom eigenen Dach - sei es privat oder gewerblich - ist mit 5 bis 8 Cent/kWh sehr günstig. Kann man den Solarstrom untertags direkt für das Elektro-Auto nutzen, um die Batterie aufzuladen, dann fallen lediglich „Spritkosten“ von rund 1 Euro je 100 km an. Keine andere Technologie hat derart niedrige „Spritkosten“.
Batteriepreise sinken
Die Herstellungskosten für Batteriezellen sind erneut deutlich gesunken. Analysen von „Bloomberg NEF“ und „Benchmark Mineral Intelligence“ zeigen, dass der Durchschnittspreis für Lithium-Ionen-Batteriezellen von 290 US-Dollar pro Kilowattstunde im Jahr 2014 auf nur noch 103 US-Dollar im Jahr 2023 gesunken ist. Ein wesentlicher Faktor hierfür sind die stark gefallenen Preise für Lithium – das wichtigste Material für Traktionsbatterien. Im laufenden Jahr (2024) sind die Preise weiter gefallen. Die Preise sind inzwischen auf unter 100 US-Dollar je Kilowattstunde Speicherkapazität gefallen. Aufgrund von Skaleneffekten, technologischen Fortschritten, mehr Wettbewerb und effizienteren Herstellungsprozesse sind die Produktionsmengen deutlich gestiegen. CATL, der weltweit größte Produzent für Batteriezellen, kann Ende 2024 seine LFP-Zellen bereits für 56 US-Dollar je Kilowattstunde verkaufen. Die Kosten für LPF-Batteriezellen haben sich in einem Jahr erneut halbiert.
Anschaffungskosten sinken
Mit den gesunkenen Batteriekosten fallen auch die Kosten für das Elektro-Auto. Der zunehmende Wettbewerb der Automobilhersteller wirkt sich auf die Preise aus. Die Hersteller geben den Preisvorteil gesunkener Herstellungskosten an die Kunden weiter. Dies wird sich in 2025 nochmals deutlich verstärken. Auch ohne Förderungen sind zahlreiche Fahrzeuge nun unter 30.000 Euro erhältlich. In der Datenbank von ev-database.org sind alle Fahrzeuge zu finden, die derzeit erhältlich sind. Hier kann nach Reichweite und nach Preisen gefiltert werden. Die günstigsten Fahrzeuge starten in Österreich (ohne Förderung) knapp unter 20.000 Euro. Der DACIA Spring (ELECTRIC 45) kostet aktuell 18.990 Euro inkl. 20% USt. und verfügt über einen Akku mit einer Kapazität von 26,8 kWh. Die Reichweite beträgt nach WLTP 228 km. Über die „Vehicle-to-load“ Funktion kann das E-Auto, den in der Batterie gespeicherten Strom, auch an Elektrogeräte abgeben. Der DACIA Spring versorgt so zum Beispiel den Elektrogrill oder lädt das E-Bike auf. Die Leasing-Angebote starten mit einer Anzahlung von 4.500 Euro und 4 Jahren Laufzeit mit einer monatlichen Rate von 81,91 Euro. Der neue CITROEN ë-C3 (YOU) kostet aktuell 24.900 Euro inkl. 20% USt. und eine WLTP-Reichweite von 324 km. Die Batterie hat eine Kapazität von 44 kWh. Durch den zunehmenden Wettbewerb werden folglich mehr Fahrzeuge der Kompaktwagenklasse unter 30.000 Euro bepreist. Der Druck auf die Automobilhersteller wird 2025 deutlich zunehmen – verstärkt durch den Markteintritt von chinesischen Automobilhersteller in Europa.
Mehr und leistungsfähigere Ladestationen
Mit dem Angebot an Elektro-Autos steigt auch das Angebot an Ladestationen. Dies betrifft sowohl die Anzahl als auch die Leistungsfähigkeit an Schnell-Ladestationen. Gemäß goingelectric.de gibt es in Österreich exakt 26.300 Ladepunkte an insgesamt 8.355 Standorten (Stand: November 2024). Davon sind fast 5.000 Schnell-Ladepunkte mit mindestens 43 kW Leistung. Sogenannte Ultra-Schnellladestationen mit 300 kW Leistung ermöglichen eine Ladung von 100 km in rund 3 Minuten. Die Ladefähigkeit der Elektro-Autos ist bereits akzeptabel und steigt weiterhin. Die ersten Hersteller erproben gerade Fahrzeuge mit einer Ladeleistung von bis zu 500 kW. Die Ladezeiten nähern sich zunehmend den herkömmlichen Tankzeiten an. Auch gegenüber von Fahrzeugen mit Brennstoffzellen holen Fahrzeuge mit Traktionsbatterien auf. Der Vorteil von Fahrzeugen mit Brennstoffzellen – nämlich schnellere Tankzeiten – schwindend zunehmend. Fahrzeuge mit Traktionsbatterien („BEV“) weisen zudem einen höheren Wirkungsgrad und bessere Effizienz auf. Die Lade- und Umwandlungsverluste sind bei dieser Technologie am geringsten.
Umweltbilanz
Je höher der Wirkungsgrad und je geringer die Verluste, desto geringer die Auswirkungen auf die Umwelt. Folglich produzieren die Automobilhersteller immer mehr Elektrofahrzeuge („BEV“). Dies ist auf die europäischen Vorgaben zurückzuführen. Den EU-weit gilt für PKW aktuell ein Zielwert von 95 Gramm CO2 je Kilometer. Ab 2025 fällt dieser Wert stufenweise - ab 2035 liegt das Emissionsziel bei 0 Gramm CO2 je Kilometer. Elektro-Autos mit Traktionsbatterien („BEV“) fallen darunter – aber auch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, wenn der Kraftstoff aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Die Berücksichtigung eines nachhaltigen Rohstoffkreislaufes wird folglich immer wichtiger. Sowohl was die Bereitstellung des „Kraftstoffes“ bzw. den Strom aus erneuerbaren Energien betrifft als auch die Herstellung des Fahrzeuges und der Batterie. Durch effiziente Recyclingprozesse kann sowohl das Fahrzeug als auch die Batterie zu über 90% wieder verwertet werden. Eine geschlossene Kreislaufwirtschaft ist mit Elektro-Autos möglich – folglich wird sich die Technologie in den kommenden Jahren endgültig durchsetzen.
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