Frankreich: Rechnungshofbericht stellt die Kosten von Atomkraft an den Pranger
Die Gruppe Electricité de France (EDF) will den Europäischen Druckreaktor (EPR) international weiter vorantreiben. Doch egal ob in China (Taishan), Finnland (Olkiluoto), Großbritannien (Hinkley Point und Sizewell) oder in Frankreich (Flamanville), die fertiggestellten oder im Bau befindlichen EPRs stehen vor denselben Problemen: erhebliche Mehrkosten, technische Störungen, häufige Änderungen von technischen und regulatorischen Standards notwendig.
Laut dem aktuellen Bericht des Rechnungshofs zum EPR-Sektor könnte die Anhäufung von Risiken und Zwängen zu einem „ Scheitern des EPR2-Programms “ führen.
Flamanville: Verzögerungen, zusätzliche Kosten und „schlechte Rentabilität“
Der Flamanville 3 EPR verzögerte sich um zwölf Jahre, sodass die Gesamtkosten bei der Fertigstellung auf 23,7 Milliarden Euro geschätzt wurden, mit einer ursprünglichen Schätzung von 3,3 Milliarden Euro vor dem Start. Der Rechnungshof weist auf eine „ mittelmäßige “ prognostizierte Rentabilität hin.
Unter der Annahme eines Auslastungsfaktors von 85 %, also des Verhältnisses zwischen der theoretisch maximal installierten Leistung des Reaktors und der tatsächlich erzielten Produktion, würde dieser laut Rechnungshof keine Rentabilität von 4 % erwirtschaften, real bei einem Stromverkaufspreis von mehr als 122 €/MWh. Bei Verkaufspreisen unter 90 €/MWh ist eine Rentabilität von 2 % nur schwer vorstellbar.
Der Rechnungshof bedauert, dass EDF sich trotz einer Empfehlung des Rechnungshofes aus dem Jahr 202 geweigert hat, Zahlen zur prognostizierten Rentabilität von Flamanville 3 vorzulegen.
Dies ist kein Einzelfall. Auch bei allen weiteren EPR-Reaktorprojekte, egal ob umgesetzt oder geplant kommt es zu erheblichen Kostensteigerungen und systematischen Verzögerungen.
EPR2: „unzureichende“ technische Reife
Bereits Ende 2023 war der technische Reifegrad des EPR2-Programms „ nicht ausreichend “, um einen Übergang vom ursprünglichen Entwurf zum detaillierten Entwurf in Betracht zu ziehen. Sollte der bereits geplante Meilenstein im Juli 2024 erreicht werden, schlägt der Rechnungshof eine Überprüfung aller Kosten und Fristen unter Einbeziehung der Gründe und Folgen dieser Verschiebung vor.
Das Programm sei weiterhin „ durch eine Verzögerung bei der Konzeption, das Fehlen eines vollständigen Kostenvoranschlags und eines Finanzierungsplans gekennzeichnet, während EDF sehr hoch verschuldet sei “. Die prognostizierte Rentabilität ist unbekannt.
Der Rechnungshof spricht daher zwei neue Empfehlungen zum EPR2-Programm aus:
- die Investitionsentscheidung für das Programm so lange auszusetzen, bis die Finanzierung gesichert ist und die detaillierten Entwurfsstudien gemäß der angestrebten Entwicklung für den ersten Nuklearbeton-Meilenstein voranschreiten;
- Sicherstellung der Rentabilität jedes neuen internationalen Projekts, damit es den Zeitplan des EPR2-Programms in Frankreich nicht verzögert.