Das politisch-philosophische Eventformat der oekostrom AG am Campus mit Philipp Blom brachte interessante Einblicke ins Thema
Wien - Rund 150 Personen kamen zum 7. Event der politisch-philosophischen Veranstaltungsreihe „oekostrom AG am Campus“ an der TU Wien, um die Rolle der Kunst im Klimadiskurs zu beleuchten. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit CEOs FOR FUTURE und PolEdu organisiert und von Philipp Blom moderiert und machte einen Austausch zwischen Kunst und Klimabewusstsein möglich. Auf der Bühne waren die Poetry Slamerin Katharina Wenty, die sich mit ihren inspirierenden Auftritten für ein Umdenken stark macht, Sithara Pathirana, die als Leiterin der Klima Biennale Wien neue Perspektiven zur Klimakrise in die Kulturwelt bringt, und Günther Oberhollenzer, Künstlerischer Leiter des Wiener Künstlerhauses. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Bedeutung von Kunst im heutigen Klimadiskurs und wie sie dazu beitragen kann, die Klimakrise greifbarer zu machen. Philipp Blom erzählt zur Einleitung die Geschichte eines indigenen Volkes, dem seine Lebensgrundlage genommen wurde und das dadurch seine Rituale verlor. Analog dazu findet er, dass „wir keine Rituale mehr haben, mit denen wir die Klimakrise und das Demokratieversagen in vielen Staaten einbetten können.“
Kunst ist wichtig für Sicht aus anderer Perspektive
Bloom zeigte die Bedeutung der Kunst für den gesamten öffentlichen Diskurs auf: „Bei Shakespeare war es am Ende immer die Ordnung, das gesellschaftliche System, das über allem schwebt, wie ein Engel mit dem Ruhe einkehrt. Erst mit Schiller fand ein langsames Umdenken statt, erst mit ihm wurde die französische Revolution möglich. Und so ist es auch mit der Kunst insgesamt: Sie hilft uns, Probleme aus einer neuen Perspektive zu sehen."
Sithara Pathirana sieht in ihrer Arbeit, wie sehr Künstler:innen sich mit dem Thema des Klimas auseinandersetzen. „Es ist die große Frage unserer Zeit, wie wir diese Klimakrise überwinden können. Und Künstler:innen schauen immer dahin, wo es die Gesellschaft noch nicht so tut.“
Günther Oberhollenzer beschreibt, wie sehr auch die Kunst von Trends getrieben ist. „Trends sind aber auch schnell wieder vorbei, und das darf uns hier nicht passieren.“ Außerdem erzählt er, wie ihn die Klimakrise im musealen Kontext beschäftigt: „Als Institution müssen wir uns fragen: Halten wir uns etwa selbst an die Kriterien der Nachhaltigkeit, wie sie uns Künstler:innen in Werken aufzeigen? Sind wir als Kunstinstitution klimafit?“ Wie schwer die Frage zu beantworten ist, zeigt sich beim Thema Reisen: „Wenn wir eine no-fly-Policy haben, bedeutet das eigentlich, dass wir keine Künstler:innen aus dem globalen Süden einfliegen können, was natürlich auch nicht zufriedenstellend ist, denn dann fehlen wichtige Perspektiven.“ so Sithara Pathirana.
Künstlerin Katharina Wenty, sagt, dass „Klima ein Thema ist, zu dem ich immer wieder zurückkehre. Das ist Begrenzung und Bereicherung in einem. Auch wenn es andere Themen gibt, immer wieder kommt man auf‘s Klima, das ist einfach der aktuelle Brennpunkt.“
Einigkeit besteht darüber, dass Kunst schon zu großen Veränderungen in der Geschichte geführt hat. Oberhollenzer betont, wie die Kunst uns oft emotional da abholen kann, wo wir von den faktenbasierten medialen Berichten überfordert sind. Es werden noch zahlreiche weitere Fragen, zum Beispiel, ob Künstler:innen einem moralischen Zwang unterliegen, im Kontext der Klimakrise das Richtige zu sagen, diskutiert.
Zum Abschluss nehmen zusätzlich zwei Student:innen von PolEdu auf der Bühne Platz um einzubringen, was aus ihrer Sicht in der Diskussion noch fehlt. Sie merken an, dass das Thema Social Media noch nicht zur Sprache kam und dass im digitalen Raum oft der Algorithmus Kunst „kuratiert“. Dieser wähle aus, welche Kunst wir sehen, und dadurch nehme Kunst auf eine ganz andere Weise ihren Einfluss auf die Öffentlichkeit. Gleichzeitig haben Künstler:innen online die Möglichkeit viel mehr zu zeigen: den gesamten Schaffungsprozess, den gedanklichen Prozess, all dies wird multimedial auf einem ganz anderen Niveau gezeigt. Für Sithara Pathirana und Günther Oberhollenzer ist klar: Ersetzen kann Social Media museale Institutionen als sozialen Raum nicht, aber bereichernd ergänzen.