ÖAMTC: Winter-Reichweite aktueller E-Autos im Check
Kälte und hohes Tempo - Autobahnfahrten im Fokus
Die wichtigsten Ergebnisse: Nur ein Fahrzeug, der Mercedes EQS 450+, schaffte die Gesamtstrecke mit einer einzigen Akkuladung. “Bemerkenswert ist außerdem, dass bei diesem Auto in 20 Minuten über 300 Kilometer nachgeladen werden können. Und: Mit nur 20,4 kWh/100 km ist sein Langstreckenverbrauch so niedrig wie bei keinem anderen Fahrzeug im Test”, fasst Klejna zusammen. Damit erhält die Oberklasse-Limousine ein “sehr gut” und ist klarer Testsieger, vor dem ebenfalls mit “sehr gut” bewerteten Porsche Taycan, der mit niedrigem Verbrauch (21,4 kWh/100 km) und ausgezeichneter Ladeleistung (370 Kilometer in 20 Minuten) punkten kann. Seine Reichweite bei vollem Akku: 504 Kilometer.
Mangelhafte Langstreckentauglichkeit im Winter wurde bei keinem der getesteten Fahrzeuge festgestellt: Mit allen Autos kann unter den herausfordernden Testbedingungen mindestens zwei Stunden gefahren werden, bevor ein Ladestopp nötig wird - daher wurde auch kein Kandidat mit “nicht genügend” bewertet. “Genügend” gab es hingegen mehrere, wie Christian Klejna erklärt: “Bei einigen Fahrzeugen war der Verbrauch mit rund 30 kWh/100 km so hoch, dass auf der simulierten Teststrecke dreimal nachgeladen werden musste, um das Ziel zu erreichen. In diese Kategorie fallen u. a. der Volvo EC40 SM ER, der Peugeot e-3008 Version 210 und - als Schlusslicht - der MG 4 ER, bei dem vor allem die Schwächen im Heizsystem den Verbrauch hochtreiben.”
Langstreckentauglichkeit als Preisfrage
Mit “gut” wurden die Langstreckenmodelle von Lucid (Air Grand Touring AWD), VW (ID.7 Pro S), NIO (ET5 LR), Tesla (Model 3 MR RWD) und Audi (E-tron S GT quattro) bewertet. Der Tesla ist mit knapp 45.000 Euro eine vergleichsweise günstige Alternative, ähnliches gilt für die mit “befriedigend” beurteilten Cupra Born VZ und Skoda Enyaq Coupé 85. “Unterm Strich schafft man mit dem Tesla die 580 Kilometer im Winter mit einem 20-minütigen Ladestopp, mit den anderen zwei Fahrzeugen braucht es zwei Stopps”, erklärt Klejna.
Generell haben große Reichweiten jedenfalls ihren Preis, wie der ÖAMTC-Experte festhält: “Die drei Erstplatzierten im Test - aber auch einige der etwas schwächeren Kandidaten - kosten sechsstellige Beträge. Dafür gibt es viel Luxus und Batterien mit über 100 kWh - ob das für das eigene Fahrprofil wirklich notwendig ist, sollte man sich angesichts der hohen Kosten allerdings genau überlegen. Bei den günstigeren Fahrzeugen ist der Akku meist kleiner, dafür punkten sie oft im Verbrauch.” Die Preisspanne für die hier getesteten Langstrecken-E-Autos bewegt sich übrigens von rund 43.000 bis knapp 130.000 Euro.
Zusätzlich zum Langstreckentest bei hohem Tempo und unter Laborbedingungen wurde unlängst auch ein Praxistest durchgeführt: In Norwegen wurde beim “El Prix” unter Leitung des dortigen Partnerclubs NAF überprüft, wie weit 24 aktuelle E-Autos im Realbetrieb kommen - und wie groß der Unterschied zu den Herstellerangaben ist. Zusätzlich wurden Ladeversuche durchgeführt. ÖAMTC-Experte Florian Merker, der für den Mobilitätsclub dabei war: “Wie bei den Laborversuchen des ADAC zeigte sich auch in Norwegen, dass die WLTP-Angaben zur Reichweite nur bedingt hilfreich sind, wenn man vor der Wahl eines E-Autos steht. Im skandinavischen Winter - gefahren wurde auf abwechslungsreicher, teils gebirgiger Strecke und bei vergleichsweise niedrigem Tempo (max. 110 km/h) - erreichte keines der Fahrzeuge die angegebene Kilometerzahl. Die Bandbreite war allerdings groß: Während der Polestar 3 unter diesen Bedingungen immerhin 537 statt der beworbenen 560 Kilometer schaffte, waren es beim Voyah Dream nur 340 von 480 Kilometer - was einer Abweichung von knapp 30 Prozent entspricht.”
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